Auf einer Lichtung im Wald zwischen Bad Berka und Blankenhain waren am Mittwoch keine Maschinen zu hören, sondern das gleichmäßige Schnauben von zwei kräftigen Pferden. Ben und Umay heißen die beiden Kaltblüter, die im Auftrag des Waldes unterwegs sind – und sie leisten dabei mit den beiden Pferderückern Uwe Wesche und Frank Risch wichtige Arbeit für die Zukunft der heimischen Forstflächen.

Denn was auf den ersten Blick nach nostalgischer Arbeit aussieht, ist in Wirklichkeit Teil eines Pilotprojekts: Mit einem speziell entwickelten Pflug bereiten die beiden Pferde den Waldboden für die natürliche Wiederbewaldung vor. Ziel ist es, den Mineralboden freizulegen, damit Baumarten wie die Kiefer bessere Chancen haben, von allein anzuwachsen. Eine altes Verfahren, dessen Vorteile jetzt wieder entdeckt werden.

„Das Moos, das hier auf den Flächen wächst, ist zwar schön anzusehen, aber kein guter Nährboden für Baumkeimlinge“, erklärt Uwe Wesche, einer der beiden Pferderücker, die das Projekt vor Ort umsetzen. „Nur wenn der Mineralboden freigelegt ist, können die Samen direkt in die Erde gelangen und erfolgreich keimen.“

In einem vorangegangenen Versuch wurde ein Teil der Fläche vor vier Jahren mit einem Traktor bearbeitet. Doch der bringt Nachteile mit sich: Durch sein Gewicht wird der Boden stark verdichtet – und das wirkt sich negativ auf die Wasserspeicherung und das Pflanzenwachstum aus. „Der Boden funktioniert wie ein Schwamm“, so Jan Klüßendorf, Forstamtsleiter des Forstamtes Bad Berka. „Wird er zusammengedrückt, kann er weniger Wasser halten.“

Die Pferde dagegen bewegen sich deutlich bodenschonender durch den Wald. „Sie sind auf weichem Waldboden aufgewachsen, kennen die Bedingungen und finden ihren Weg auch zwischen Baumstümpfen oder Wurzeln“, sagt Frank Risch, der gemeinsam mit Uwe Wesche aus dem Ilmkreis angereist ist. Die beiden betreiben ihre Arbeit als professionelle Pferderücker – ein uraltes Handwerk, das nun durch neue Einsatzfelder weiter an Bedeutung gewinnen könnte.

Die Idee, Pferde zum Pflügen der Waldflächen einzusetzen, stammt aus anderen Bundesländern. „In Mecklenburg-Vorpommern wurden ähnliche Projekte bereits wieder mit dieser Technik umgesetzt. Dort haben sich die Pferde als besonders geeignet erwiesen, um natürliche Verjüngung – insbesondere der Kiefer – zu fördern“, berichtet Wesche. Nun wird auch im Raum Bad Berka ausprobiert, wie gut das alte Verfahren unter hiesigen Bedingungen funktioniert.

Für den Einsatz haben die beiden Rücker einen eigenen Pflug entwickelt. „Den kann man nicht einfach kaufen – wir haben viel selbst getüftelt und ausprobiert“, erzählt Risch. Das Gerät besitzt unter anderem zwei vordere Führungsräder und eine Art große Schneidscheibe, die verhindert, dass der Pflug an Wurzeln hängen bleibt. „Man lernt bei jedem Einsatz dazu“, sagt Risch. „Der Waldboden ist nie gleich – jeder Meter ist anders.“

Langfristig könnte der Einsatz von Pferden also wieder eine Alternative zur maschinellen Bodenbearbeitung werden – nicht nur nachhaltiger und kostengünstiger sondern auch bodenschonender. Und nicht zuletzt auch eine Erweiterung des Arbeitsfelds für die Rücker, deren Haupteinsätze bislang auf den die frostigen Wintermonate beschränkt waren.

Die beiden Kaltblüter Ben und Umay, von denen letztere passenderweise „Hoffnung“ auf Türkisch bedeutet, stehen damit symbolisch für einen Waldbau im Wandel.