Mit literarischer Tiefenschärfe und klassischer Musik starteten am Donnerstagabend im Blankenhainer Ortsteil Drößnitz die diesjährigen Thüringer Literaturtage. Den Auftakt machte kein Geringerer als der bekannte Autor Frank Quilitzsch, der in der Dorfkirche mit einem ungewöhnlichen literarischen Konzept beeindruckte: E-Mails aus der Zukunft – geschrieben von seiner Urenkelin, geboren im Jahr 2057.

Rund 40 Besucher fanden sich in der Kirche ein – mehr als erwartet. Der Auftaktabend wurde vom Verein Lesezeichen e. V. Jena organisiert und musikalisch feinfühlig begleitet vom Mozart-Trio, das mit drei klassischen Stücken des Komponisten eine ruhige, konzentrierte Atmosphäre schuf.

„Ich bin sehr zufrieden mit der Resonanz“, sagte die Organisatorin Dr.Annelie Carslake, während sich die Gäste ein Plätzchen suchten. Und dann war er auch schon da: Frank Quilitzsch, der bereits zum zweiten Mal in Drößnitz las.

„Meine Urenkelin schreibt mir  in „Wovon träumst du Filipa“ aus der Zukunft“, erzählt er. „Mit 14 Jahren nimmt sie das erste Mal Kontakt zu mir auf – 100 Jahre nach meiner Geburt. Sie fragt mich, wie unsere Zeit war. Und ich frage natürlich zurück: In was für einer Welt lebt ihr?“ Was zunächst humorvoll beginnt, wird schnell ernst. Der Bruder der Urenkelin mischt sich ein – und erhebt schwere Vorwürfe: Die heutige Generation habe es versäumt, rechtzeitig zu handeln.

Im Mittelpunkt des Gesprächs steht nicht nur die Zukunft, sondern auch der Wald – ein Thema, das Quilitzsch seit Jahren begleitet. Schon bei seiner ersten Lesung in Drößnitz, vor drei Jahren, ging es um das große Sterben in den Wäldern. „Damals sagten die Förster, vielleicht wird’s ja wieder besser“, erinnert er sich. „Aber es ist nicht besser geworden.“

Wie angeregt das Gespräch am Abend mit dem Publikum verlaufen würde? Quilitzsch hatte bereits eine Vermutung. „Meist sind es ältere Zuhörer, viele Großeltern, und sie alle machen sich Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder und Enkel. Das Gespräch wird sicher bewegt.“

Die Thüringer Literaturtage laufen noch bis Mitte Juni und münden in ein großes Autorentreffen auf der Burg Ranis. Doch schon jetzt zeigt sich: Literatur kann Fragen stellen, die tiefer gehen als Tagespolitik. Und manchmal reicht ein Abend, um in einer kleinen Kirche große Gedanken in Bewegung zu setzen.